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Neurosen

17. September 2009

Unter Neurosen wurden früher psychische Störungen verstanden, die sich durch übertriebene Ängste äußern und bei denen von einer lebensgeschichtlichen – psychischen – Verursachung ausgegangen wurde. Sie wurden als Gegenstück zu den Psychosen gesehen, bei denen körperliche Ursachen vermutet wurden. Inzwischen wurde der Begriff aber zugunsten einer differenzierteren Aufteilung in verschiedene Störungsgruppen aufgegeben – zum einen, um den verschiedenen unter „Neurosen“ zusammengefassten Störungsbildern besser gerecht zu werden, zum anderen, weil sich die damit verbundenen theoretischen Annahmen (wie die der psychischen versus körperlichen Verursachung) nicht in dieser Form halten ließen.

Kaum ein anderer psychologischer Begriff wird in der Alltagssprache so häufig verwendet wie der Ausdruck „Neurose“ – reagiert jemand ungewöhnlich oder übertrieben, wird sein Verhalten als neurotisch bezeichnet. Als Prototyp des Neurotikers stellt sich Woody Allen in seinen Filmen als einen von Zweifeln und Ängsten gebeutelten Sonderling dar.
Mittlerweile wird dieser Begriff jedoch in der Wissenschaft nicht mehr verwendet. Einer der Gründe dafür ist, dass die unter diesem Begriff zusammengefassten psychischen Störungen zu verschieden sind und sich zu verschieden äußern.

Hitorisches:

Historisch wurde der Begriff schon früh gleichbedeutend mit „Geisteskrankheit“ oder „Nervenleiden“ gebraucht – ursprünglich in der Neurologie entstanden, wurde der Ausdruck aber hauptsächlich in der Psychiatrie verwendet, allerdings mit oft sehr unterschiedlicher oder unklarer Bedeutung.
Die Psychoanalyse kann als Mutter der Neurosenlehre gesehen werden; beginnend mit Freud sind in dieser psychologischen Schule zahlreiche Theorien der Neurose entstanden. Als gemeinsames Merkmal der Neurosen galt nach ihrer Auffassung, dass als Ursachen psychische Faktoren, insbesondere unterdrückte Ängste und sexuelle Schwierigkeiten, angenommen werden können. Störungen in der frühkindlichen Entwicklung bleiben nach dieser Ansicht als „Komplex“ im Unbewussten erhalten und bedingen je nach Art der Störung und ihrer Verarbeitung unterschiedliche neurotische Reaktionen. In die diagnostischen Handbücher fand die Bezeichnung „Neurose“ Eingang als Überbegriff für eine Gruppe von Störungen, die sich durch übertriebene Ängste äußern; so wurden Angst- und Zwangsstörungen, Hysterie und Hypochondrie darunter zusammengefasst. Als Gegenstück zu den Neurosen wurden die Psychosen angeführt, die sich durch einen gestörten Realitätsbezug auszeichnen, und bei denen von einer – im Gegensatz zu den Neurosen – in erster Linie körperlichen Verursachung ausgegangen wurde.

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